Geistliches Wort
Gedanken zu Palmsonntag
Liebe Leser
Erst hochgejubelt und dann fallen gelassen. Das kommt mir jedes Mal in den Sinn, wenn ich die Geschichte vom Einzug in Jerusalem lese. Und wenn ich dann vom Schicksal manches Stars und Sternchens höre, wird mir bewusst, wie aktuell das heute noch ist.
Aber der menschgewordene Gott musste natürlich auch das menschliche Schicksal erdulden und erleiden. Er erlebte, wie Menschen von ihm begeistert waren, ihm zustimmten, ihn bejubelten, ihn kennen wollten, ihm nahe sein wollten seine Freunde sein wollten, mit derselben Taufe getauft sein wollten und denselben Kelch trinken wollten, wie er. Und kaum drehte sich der Wind, da rannten sie davon, verleugneten ihn, schrien: „Kreuzigt ihn!“
Wir kennen das im Großen und wir kennen das im Kleinen. Mal sind wir selbst die, die gelobt wurden und dann fallen gelassen, mal sind wir diejenigen die Klatschen und Jubeln und dann Eier und Tomaten schmeißen.
Gut, in den meisten Fällen stehen wir in den hinteren Reihen, erleben das medial mit einigem Genuss, wenn z.B. ein Sportstar hochgejubelt wird, alle ihn toll finden und perfekt und einmal bringt er nicht die Leistung wie erwartet oder enttäuscht, z.B. durch einen Vereinswechsel, und er wird zum A…sch, zu dem, den man nicht mehr sehen kann, der nur noch nervt, der Weg vom Fenster gehört.
Wir geben uns dabei als die Gekränkten und Verletzten, die sich nur wehren. Dabei erlauben wir nur einem anderen Menschen nicht, Mensch zu sein – nie perfekt, nie alles allen recht machend, lernend nicht allwissend und alles könnend und schon gar nicht alles richtig machend.
Vielleicht sind wir einfach mal gnädig zu uns selbst, gestehen auch uns das Menschsein zu, dann klappt das auch anderen gegenüber. Dann verstehen wir, dass wir nicht anderen zujubeln müssen, weil sie etwas erreicht haben, von dem wir weit entfernt sind. Dass wir sie nicht in den Himmel heben müssen, um als „Anhänger“ mit hinauf gezogen zu werden. Dass wir nicht die Verbindung kappen müssen, nur um uns über ihnen zu erheben.
Denn nur, wer sich selbst niedrig macht/hält, wer weiß, wo er steht im Leben, der wird erhöht. Den zieht Gott zu sich.
Ihre
Michaela Frischholz, Frohnhausen